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Synonyme: Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin
Vitamin B6, auch Pyridoxin genannt, ist ein Vitamin, das an über hundert Arbeitsabläufen im Stoffwechsel des menschlichen Körpers beteiligt ist. Der Mensch kann seinen täglichen Vitamin B6-Bedarf mit einer ausgewogenen Ernährung decken.
Wird der Vitamin B6-Bedarf des Körpers nicht gedeckt, entsteht ein Vitamin B6-Mangel. Verschiedene Ursachen können zu einem Vitamin B6-Mangel führen. Betroffene eines Vitamin B6-Mangels leiden an unterschiedlichen Beschwerden. Die Diagnose eines Vitamin B6-Mangels wird mit Gespräch, körperlicher Untersuchung, Blut- und Urinuntersuchungen gestellt. Die Behandlung des Vitamin B6-Mangels hängt von seiner Ursache ab, wobei dem Körper wieder ausreichend Vitamin B6 zugeführt werden muss.
Ein Vitamin B6-Überschuss, bei dem der Körper zu viel Vitamin B6 erhält und verschiedene Beschwerden auftreten, kann bei Einnahme von sehr grossen Vitamin B6-Mengen zusätzlich zum Vitamin B6 in der Nahrung auftreten. Diese Beschwerden verschwinden, wenn die Vitamin B6-Zufuhr reduziert wird.
Vitamine sind Substanzen, die der menschliche Körper für lebenswichtige Aufgaben benötigt. Deshalb erhielten die Vitamine auch ihren Namen. Denn Vita kommt aus der lateinischen Sprache und bedeutet Leben. Vitamine kann der menschliche Körper aber nicht selbst herstellen, sondern muss sie regelmässig mit der Nahrung aufnehmen.
Von den bisher bekannten Vitaminen sind 13 für den Menschen notwendig. Eines dieser 13 Vitamine ist das Vitamin B6, das auch Pyridoxin genannt wird. Der Begriff Vitamin B6 umfasst verschiedene Substanzen, die alle sehr ähnlich aufgebaut sind. Die wichtigsten drei dieser Substanzen sind Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin. Der Begriff Pyridoxin ist somit also gleichzeitig der Name einer der drei wichtigsten Substanzen, die zum Vitamin B6 gerechnet werden, und ist der Zweitname für Vitamin B6. Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin sind im menschlichen Körper gleich gut wirksam. Vitamin B6 gehört, wie es der Name sagt, zu der grossen Gruppe der B-Vitamine.
Vitamin B6 ist an über hundert Arbeitsabläufen im Stoffwechsel beteiligt. Besonders aktiv wirkt das Vitamin B6 im Eiweissstoffwechsel mit und zwar bei der Herstellung der sogenannten Aminosäuren, aus welchen die Eiweisse aufgebaut sind. Dabei wird es unter anderem bei der Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin gebraucht, der wiederum für den Bau der roten Blutkörperchen benötigt wird. Daneben hat das Vitamin B6 auch einen wesentlichen Einfluss auf das Nervensystem und das Abwehrsystem des Körpers, das sogenannte Immunsystem, und beeinflusst die Funktion gewisser Hormone, wie der Glukokortikoide und der Sexualhormone.
Damit der Körper genügend Vitamin B6 zur Verfügung hat, muss täglich Vitamin B6 mit der Nahrung aufgenommen werden. Der tägliche Vitamin B6-Bedarf des Körpers hängt davon ab, wie viele Eiweisse der Körper mit der Nahrung aufnimmt, da der Körper das Vitamin B6 für den Eiweissstoffwechsel benötigt. Nimmt der Körper nämlich mehr Eiweisse mit der Nahrung auf, braucht er auch mehr Vitamin B6, um diese Eiweisse zu verarbeiten.
Nimmt der Körper weniger Eiweisse mit der Nahrung auf und muss deshalb weniger Eiweisse verarbeiten, benötigt er auch weniger Vitamin B6. Im Durchschnitt benötigt der Körper also etwa 0,02 Milligramm Vitamin B6 um ein Gramm Eiweisse zu verwerten. Damit beträgt der tägliche Vitamin B6-Bedarf einer erwachsenen Frau etwa 1,6 Milligramm Vitamin B6, derjenige eines erwachsenen Mannes etwa 1,8 Milligramm Vitamin B6. Dies ist zwar eine sehr geringe Menge, aber in der Nahrung ist auch nur sehr wenig Vitamin B6 enthalten. Schwangere und stillende Frauen benötigen mehr Vitamin B6.
In der Nahrung ist Vitamin B6 vor allem in Leber, Fisch, Fleisch, Kartoffeln, Bananen, Vollkornprodukten, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Avocados, Kiwis und Milchprodukten enthalten.
Kann der Körper nicht genügend Vitamin B6 mit der Nahrung aufnehmen, um seinen Vitamin B6-Bedarf zu decken, entsteht ein Vitamin B6-Mangel. Ein Vitamin B6-Mangel zeigt sich in Industrieländern nur selten, wobei vor allem die Altersgruppe der 20- bis 50-jährigen Personen und Menschen, die an einer Alkoholsucht leiden, betroffen sind.
Ursachen für einen Vitamin B6-Mangel sind eine Mangelernährung, eine wegen Darmerkrankungen mangelhafte Aufnahme des Vitamin B6 aus der Nahrung in den Körper, eine Alkoholsucht und ein erhöhter Vitamin B6-Bedarf des Körpers.
Eine Mangelernährung kann entweder eine Unterernährung oder eine Fehlernährung sein. Bei einer Unterernährung besteht ein Mangel an allen Nährstoffen, sodass der Bedarf des Körpers mit der Nahrung nicht gedeckt werden kann. Bei einer Fehlernährung ist das Nahrungsangebot eigentlich ausreichend, aber durch eine falsche Zusammensetzung der Nahrung mit einem zu geringen Anteil an Vitaminen wird dem Körper trotzdem zu wenig Vitamin B6 mit der Nahrung zugeführt und ein Vitamin B6-Mangel entsteht.
Mangelernährung ist insbesondere in Entwicklungsländern weit verbreitet. Aber auch in Industrieländern kann eine Fehlernährung oder eine Unterernährung vor allem in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern, bei Obdachlosen und bei Menschen unter grossem Termin- und Zeitdruck vorkommen. Dabei ist in Alters- und Pflegeheimen sowie in Spitälern in der Regel nicht allein eine falsche Nahrungszusammenstellung für die mangelhafte Zufuhr von Nahrungsbestandteilen verantwortlich, sondern die Personen in Alters- und Pflegeheimen sowie Spitälern können oder wollen wegen Veränderungen des Alters, unterschiedlichen Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder während und nach verschiedenen Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen nicht ausreichend von einzelnen, mehreren oder allen Nahrungsbestandteilen zu sich nehmen. Ausserdem hat der Körper dieser Personen wegen des Alters, Erkrankungen, der Einnahme von Medikamenten oder verschiedenen Behandlungen oft auch andere Bedürfnisse.
Bei einer wegen Darmerkrankungen mangelhaften Aufnahme des Vitamin B6 aus der Nahrung erhält der Körper eigentlich genügend Vitamin B6 mit der Nahrung, um seinen Bedarf zu decken. Da der Darm wegen unterschiedlichen Krankheiten aber verändert ist, kann er nicht mehr genügend Vitamin B6 aus der Nahrung in den Körper aufnehmen. Es entsteht somit ein Vitamin B6-Mangel, der von einem Mangel weiterer Nährstoffe begleitet sein kann.
Aus zwei Gründen kann eine Alkoholsucht zu einem Vitamin B6-Mangel führen. Denn einerseits kann eine Alkoholsucht bewirken, dass Betroffene ihre Nahrung nicht mehr ausgewogen zusammenstellen und eine Fehlernährung auftritt. Andererseits verschlechtert eine grosse Menge an Alkohol im Magen-Darm-Trakt die Aufnahme von Vitamin B6 aus der Nahrung in den Körper.
Verschiedenen Umstände können den Vitamin B6-Bedarf des Körpers erhöhen. Dazu gehören Schwangerschaft, Stillen und die langdauernde Einnahme gewisser Medikamente, wie die Pille zur Schwangerschaftsverhütung und Medikamente zur Behandlung der Tuberkulose oder rheumatischer Erkrankungen. Nimmt eine Person unter diesen Umständen nicht mehr Vitamin B6 mit der Nahrung auf als normalerweise, entsteht ein Vitamin B6-Mangel.
Ein anhaltender Mangel an Vitamin B6 kann zu zahlreichen Beschwerden führen, da das Vitamin B6 an zahlreichen Abläufen im Körper beteiligt ist. Es zeigen sich entzündliche Veränderungen der Haut, vor allem im Bereich von Nase, Mund und Augen. Hinzu treten entzündliche Veränderungen der Schleimhaut des Mundes oder der Zunge und eine schmerzhafte Rötung und Schwellung der Lippen mit spaltförmigen Einrissen an den Mundwinkeln, sogenannten Mundwinkelrhagaden (siehe Abbildung 1).
Daneben werden Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Schlaflosigkeit, depressive Stimmungen und vermehrte Reizbarkeit beschrieben. Durch den Mangel an Vitamin B6 können nicht mehr genug rote Blutkörperchen hergestellt werden, was eine Blutarmut mit Blässe, Leistungseinbusse, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und Atembeschwerden zur Folge hat. Das Nervensystem kann gestört werden, was sich mit Bewegungsstörungen und Lähmungen zeigt.
Bei Neugeborenen und Kleinkindern kann ein ausgeprägter Vitamin B6-Mangel schwerwiegende Folgen haben und zu Bewegungsstörungen, Zittern und Krämpfen führen. Ausserdem kann durch den Mangel an Vitamin B6 eine gewisse Substanz im Blut an Menge zunehmen, das sogenannte Homocystein. Durch die Zunahme des Homocysteins nimmt das Risiko zu, dass eine Gefässverkalkung, eine sogenannte Arteriosklerose, oder Verschlüsse von Venen, sogenannte Thrombosen, auftreten.
Tritt der Vitamin B6-Mangel gemeinsam mit einem Mangel eines oder mehrerer anderer Nährstoffe auf, können weitere Beschwerden zu denjenigen des Vitamin B6-Mangels hinzutreten. Diese Beschwerden werden in den entsprechenden Texten aufgeführt.
Häufiger als der Vitamin B6-Mangel ist eine nicht ganz optimale Vitamin B6-Versorgung, die sich bei Betroffenen mit Leistungseinbussen, geschwächter Infektabwehr und vermehrter Infektanfälligkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit äussern kann.
Treten bei einer Person Beschwerden eines Vitamin B6-Mangels auf, sollte sie einen Arzt zur weiteren Abklärung und bei Bedarf zur Behandlung aufsuchen. Der Arzt wird den Betroffenen in einem ausführlichen Gespräch nach Beschwerden und Veränderungen fragen, die ihm einen Hinweis auf einen Vitamin B6-Mangel geben. Weiter wird er sich nach Nahrungsgewohnheiten, einem übermässigen Alkoholkonsum, Krankheiten und Behandlungen erkundigen, die einen Vitamin B6-Mangel verursachen können. Anschliessend wird der Arzt den Betroffenen von Kopf bis Fuss untersuchen.
Hat der Arzt aufgrund des Gesprächs und der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Vitamin B6-Mangel, kann er diesen Verdacht mithilfe einer Blutentnahme mit Messung der Menge an Vitamin B6 im Blut bestätigen. Eine verminderte Menge an Vitamin B6 im Blut bestätigt den Verdacht auf einen Mangel an Vitamin B6. In gleicher Weise kann die Menge an Vitamin B6 im Urin gemessen werden. Hier bestätigt eine verminderte Menge an Vitamin B6 ebenfalls den Verdacht auf einen Vitamin B6-Mangel.
Mit weiteren Untersuchungen muss die Ursache für den Vitamin B6-Mangel gesucht werden, wenn sie nicht bereits bekannt ist. Daneben wird der Arzt überprüfen, ob die betroffene Person neben dem Mangel an Vitamin B6 noch an einem Mangel eines anderen Nährstoffs leidet.
Die Behandlung des Vitamin B6-Mangels hängt von seiner Ursache ab. Es sollte immer die Ursache bekämpft werden, wenn dies möglich ist. Ist eine zu geringe Zufuhr von Vitamin B6 wegen einer Unter- oder Fehlernährung oder ein gesteigerter Vitamin B6-Bedarf des Körpers für den Vitamin B6-Mangel verantwortlich, muss versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Vitaminpräparaten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Vitamin B6 erhält.
Wird ein Vitamin B6-Mangel durch Darmkrankheiten verursacht, die zu einer verminderten Aufnahme der Nährstoffe aus der Nahrung führen, dann müssen diese Krankheiten, wenn möglich, mit beispielsweise Medikamenten behandelt werden. Zudem sollten die Betroffenen bis zur Heilung der Krankheit oder, wenn die Krankheit nicht geheilt werden kann, auf Dauer täglich ausreichend Vitamin B6 mit der Nahrung oder in Form von Vitaminpräparaten zu sich nehmen. Entsteht ein Vitamin B6-Mangel bei einer Alkohol-süchtigen Person, die mit dem Trinken nicht aufhören kann oder will, muss ebenfalls versucht werden, die Nahrung so umzustellen oder mit Vitaminpräparaten zu ergänzen, dass der Körper wieder ausreichend Vitamin B6 erhält.
Leidet die betroffene Person neben dem Vitamin B6-Mangel noch an einem Mangel weiterer Nährstoffe, soll auch dieser behandelt werden.
Ein Vitamin B6-Überschuss bei ausgeglichener Ernährung ist kaum möglich. Selten kann aber durch die tägliche Einnahme von über 500 Milligramm Vitamin B6 zusätzlich zur Nahrung während Monaten bis Jahren zu einem Vitamin B6-Überschuss führen.
Bei Betroffenen können in diesen Fällen Nerven beschädigt werden, was sich beispielsweise in Form von Gangstörungen und Beeinträchtigungen des Tast- und Temperaturempfindens, zeigen kann. Es wurden auch entzündliche Veränderungen der Haut beschrieben. Bei Säuglingen können bei anhaltender täglicher Zufuhr von einem Gramm Vitamin B6 zudem eine Beschleunigung des Herzschlages, das Fehlen von Reflexen und Durchblutungsstörungen auftreten. Diese Beschwerden verschwinden wieder, wenn die Einnahme der grossen Mengen an Vitamin B6 gestoppt wird.
Autor/in: | Dr. med. Sidonie Achermann, Ärztin, Dr. Julia Feucht, Ärztin | |
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Editor/in: | Diana Gulli, dipl. Ernährungsberaterin HF | |
Keywords: | Vitamin B6, Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin, Vitamin B6-Mangel, Mangel an Vitamin B6, Vitamin B6-Überschuss, Überschuss an Vitamin B6, Hypervitaminose B6, Vitamin B6-Intoxikation, Hypovitaminose B6, Vitamine, Pyridoxin-Mangel, Pyridoxin-Überschuss, Pyridoxal-Mangel, Pyridoxal-Überschuss, Pyridoxamin-Mangel, Pyridoxamin-Überschuss | |
ICD-10: | E53.1 | |
Zuletzt geändert: | 17.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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